Klimatools Fachtagung

Moorschutz in der Diepholzer Moorniederung
Ergebnisse und Auswirkungen des Praxisprojektes Klimatools
Klimaschutz und Biodiversität in Natura 2000-Gebieten

Mehr Wasser im Moor – das ist das Ziel. Der neue Damm im Natura 2000-Gebiet Neustädter Moor zeigt gleich im ersten Jahr nach der Maßnahme seine gewünschte Wirkung.

Wasserrückhalt durch eine Recyclingspundwand im Neustädter Moor

Die Exkursionsteilnehmer der Fachtagung inspizieren eine neue Verwallung im Klimatools-Projektgebiet Großes Moor bei Uchte II. Oberstes Ziel ist, sämtliches Niederschlagswasser auf den geschützten Flächen zurück zu halten.

Am 23. und 24.06.2021 hat die BUND Einrichtung Diepholzer Moorniederung in Kooperation mit der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz eine Fachtagung zum Thema "Moorschutz in der Diepholzer Moorniederung – Ergebnisse und Auswirkungen des Praxisprojektes Klimatools – Klimaschutz und Biodiversität in Natura 2000-Gebieten" durchgeführt. Der erste Tag fand im digitalen Format statt, an dem knapp 100 Teilnehmer aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen und den Niederlanden teilgenommen haben. Neben der Vorstellung der Ergebnisse des Klimatools-Projektes wurde die Plattform für den Erfahrungsaustausch aller Akteure im Bereich Moorschutz genutzt. In den Vorträgen wurde projektspezifisch auf die Hydrologie, Vegetation und die Maßnahmenumsetzung eingegangen, allgemeine Themen wie Flächenverfügbarkeit und „Der Niedersächsische Weg – Welche Auswirkungen ergeben sich für den Moorschutz in Niedersachsen?“ standen ebenfalls auf der Agenda. Großer Beratungsbedarf zeigte sich in der lebhaften Diskussion zu einem juristischen Fachvortrag über Naturschutzgebietsverordnungen in Verbindung mit den Duldungsverpflichtungen des Bundesnaturschutzgesetzes, der den Blickwinkel auf den bundesweiten Moorschutz erweiterte.

Am zweiten Tag konnten sich die Teilnehmenden bei einer Exkursion in zwei Schutzgebiete der Diepholzer Moorniederung ein eigenes Bild der Klimatools-Maßnahmen machen: In insgesamt vier Winterhalbjahren wurden seit 2017 praktische Maßnahmen im Förderprojekt Klimatools im Nördlichen Wietingsmoor, Neustädter Moor und Großen Moor bei Uchte umgesetzt. Dabei wird die Wirkung der Maßnahmen durch ein projektbegleitendes Monitoring der Wasserstände, Vegetation und Vogelwelt regelmäßig kontrolliert.

Die Moorexperten hatten besonders großes Interesse an dem Einbau von über 1.000 laufenden Metern Recyclingspundwänden in dem seit Jahrzehnten in Renaturierung befindlichen Neustädter Moor. Durch die Maßnahme sollen sich Moorflächen mit wertvollem hochmoortypischen Arteninventar in Richtung eines naturnahen, wachsenden Hochmoores entwickeln. Detailfragen zur Bauausführung, den geeigneten Maschinen, dem Abwägen von Alternativen sowie den Erfahrungen beim Einsatz von Folien anstatt Spundwänden wurden ausführlich erörtert.

Auf dem Rundgang wurden Perspektiven für die zukünftige Maßnahmenumsetzung aufgezeigt. Ob der Einbau von Recyclingspundwänden als wegweisendes, übertragbares Beispiel für den drängenden Handlungsbedarf der stark beeinträchtigten Hochmoorlebensräume geeignet ist, hängt eindeutig von der gebietsspezifischen Ausgangssituation ab. Eine Blaupause gibt es nicht.

Im Großen Moor bei Uchte wurden im Rahmen des Klimatools-Projektes mehr als 1.000 laufende Meter Torf-Verwallungen gebaut und Entwässerungsgräben verschlossen. Das Projektteilgebiet liegt in einem Randbereich des Moorkomplexes, in dem sich durch die Wiedervernässung halboffene, für den Rand intakter Hochmoore typische Bereiche entwickeln sollen. Die Maßnahmen zeigen bereits erste Erfolge. So wird Wasser, das zuvor über einen an das Gebiet angrenzenden Graben abgeführt wurde, durch die Verwallungen im Gebiet gehalten und Untersuchungen zeigen, dass bereits ein Anstieg und eine leichte Stabilisierung der Wasserstände nach Maßnahmenumsetzung zu verzeichnen ist.

Am Ende der zwei Tage stand für Veranstalter und Teilnehmer gleichermaßen fest: Es gibt einen immensen Handlungsbedarf beim praktischen Moorschutz, der durch die Fachvorträge dargestellt und auf den Exkursionen in die Projektteilgebiete sehr eindrucksvoll erlebt wurde und beispielhaft für zahlreiche Hochmoorkomplexe in ganz Niedersachsen und darüber hinaus steht.

Das knapp sechsjährige Praxisprojekt läuft noch bis Ende dieses Jahres. Antragsteller ist der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. und die Umsetzung erfolgt durch die Einrichtung BUND Diepholzer Moorniederung. Es wird im Rahmen der Richtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Niedersachsen gefördert. Projektpartner und Drittmittelgeldgeber sind die Landkreise Diepholz und Nienburg/Weser. Außerdem bringt der BUND e.V. Eigenmittel ein.

Julia Lambers vom BUND Diepholzer Moorniederung erklärt mögliche zukünftige Veränderungen im Neustädter Moor nach der Umsetzung der Vernässungsmaßnahmen.

Tagungsprogramm

Begrüßung
08:30
waving icon
Öffnung des virtuellen Raumes
09:30
waving icon
Einführung in BigBlueButton
09:40
waving icon
Begrüßung
Peter Germer (BUND Diepholzer Moorniederung),
Helen Schepers (Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz)
Grundlagen
09:50
presenting icon
Einführung in das Projekt "Klimatools –
Klimaschutz und Biodiversität für Hochmoore in der DiepholzerMoorniederung"
Imke Schweneker (BUND Diepholzer Moorniederung)
10:10
presenting icon
Ergebnisse des hydrologischen Monitorings
Julian Michaelis (BUND Diepholzer Moorniederung)
10:30
presenting icon
Ergebnisse des vegetationskundlichen Monitorings
Susanne Belting (Belting Umweltplanung)
11:00
speaking icon
Diskussion
11:15
making a break icon
Pause
Maßnahmenumsetzung und Auswirkungen
11:30
presenting icon
Einsatz von Recyclingkunststoffspundwänden im in Renaturierung befindlichen Neustädter Moor
Ronja Graßhoff (BUND Diepholzer Moorniederung)
12:00
speaking icon
Diskussion
12:30
making a break icon
Mittagspause
Perspektiven des Moorschutzes in Niedersachsen
13:30
presenting icon
Der Niedersächsische Weg
Welche Auswirkungen ergeben sich für den Moorschutz in Niedersachsen?
Ulrich Sippel (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz)
13:55
presenting icon
Impulsvortrag: Flächenverfügbarkeit für die Natura 2000-Gebietsentwicklung
Wo stehen wir, wo wollen wir hin, was brauchen wir?
Detlef Tänzer (Landkreis Diepholz)
14:15
presenting icon
Maßnahmenumsetzung in Natura 2000-Schutzgebieten
Die Duldungsverpflichtung im Naturschutzrecht vs. Eigentumsrecht und Wasserrecht
Ursula Philipp-Gerlach (Fachanwältin für Verwaltungsrecht, Kanzlei Philipp-Gerlach & Teßmer)
15:00
speaking icon
Gedankenaustausch und Diskussion
15:20
waving icon
Abschlussworte und Hinweise zum Exkursionstag
15:30
waving icon
Ende der Veranstaltung
Exkursion 1: Neustädter Moor – Maßnahme Spundwandeinbau
08:00
waving icon
Registrierung der Exkursionsteilnehmer
08:30
driving icon
Abfahrt am EFMK
08:45
arriving icon
Exkursion in das Neustädter Moor
Optimierung der Moorwasserstände durch den Einbau von Spundwänden
12:00
making a break icon
Mittagspause am EFMK
Exkursion 2: Großes Moor bei Uchte – Wiedervernässungsmaßnahmen auf ehemaligen Abtorfungsflächen
13:30
driving icon
Abfahrt am EFMK
14:00
arriving icon
Exkursion in das Große Moor bei Uchte
Maßnahmenumsetzung auf Flächen ohne Wiederherstellungsverpflichtung durch Torfabbauunternehmen
16:30
speaking icon
Abschlussdiskussion am EFMK bei Kaffee und Kuchen
17:30
waving icon
Ende der Veranstaltung